Südafrika – Teil 1

Aufregung am Flughafen und Umbani

Johannesburg

Mittwoch, 08.08.2018

Wir sind da! Die Anreise von Stuttgart über München (mit der Bahn) und mit Qatar Airways von München über Doha nach Johannesburg verlief fast reibungslos.

Ein bisschen überraschend kam nur die Frage am Check-in bei der Qatar Airways in München, wie lange wir denn in Südafrika bleiben würden. Ich hätte der Frau gleich ausführlichst erklärt, dass wir ja bis Ende Januar bleiben, aber das Visa Renewal ja erst vor Ort beantragen könnten…

Ich fragte mich, warum Tom die gute Frau denn anlügt, als er ihr sagte, wir wollten nur 3 Monate bleiben. Ich war mir sicher, dass die Dame im PC sehen konnte, dass wir den Rückflug für Januar gebucht hatten und dachte schon: Oh je, jetzt gibt’s Ärger und mir rutschte das Herz in die Hose. Bis Tom dann noch ergänzte, dass wir aus SA ausreisen, in den Nachbarländern weiter herumfahren und im Januar mit dem Transit-Visa über Johannesburg wieder zurück nach Deutschland wollten. War auch nicht ganz die Wahrheit, aber – wie mir später erklärt wurde – die Erklärung, die weniger Fragen nach sich gezogen hätte.

Die nette Check-in-Dame telefonierte mit jemandem und erklärte uns dann, dass unser später Rückflug im Januar genehmigt werden muss, weil wir als Touristen nicht länger als 90 Tage im Land bleiben dürfen. Banges Warten auf die Entscheidung der Person an der anderen Leitung und dann -erleichtertes Durchatmen-, die Antwort: „Sie können mitfliegen!“ Ich schicke den beiden Mitarbeiter von Qatar Airways ein dickes Dankeschön, weil sie uns nicht den Rückflug haben umbuchen lassen, was die Anreise und Orga vor Ort weit stressiger gemacht hätte.

Am Mittwoch um 9:30 Uhr landeten wir dann im OR Tambo International Airport. Ein Mitarbeiter von Bushlore holte uns ab und brachte uns zu unserem neuen zuhause auf Rädern! Ich nenne ich -spaßeshalber – „the little one“, also das Auto, nicht den Bushlore-Mitarbeiter. Im Vergleich zu unserem Smart ist er -auch wieder das Auto- aber ein Monstertruck!

Das isser!

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Hat alles, was wir für unser Abenteuer brauchen, und was noch fehlt -wie z. B. eine Thermoskanne-, besorgen wir in den nächsten Tagen. Tom hat ihn „Umbani“ getauft, das ist „Blitz“ in Zulu. Uns wurde gezeigt, wie das mit dem Reifendruck, dem Radwechsel, dem Zeltaufbau, etc. funktioniert, wir erledigten noch den Papierkram, und los ging’s.

Wohnen werden wir in den nächsten paar Tagen aber noch in einer festen Unterkunft, die wir über Airbnb bei einem reizenden älteren Paar (Jill und Rob) gebucht haben. Hier haben wir Zeit alles so auf den 4-6 qm einzuräumen, dass wir immer finden, was wir suchen. Und mir wurde schon angedroht, dass ich auch einen Reifenwechsel üben müsse, bevor es los geht…

Na dann… gute Nacht!

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Visum-Wahnsinn und besondere Spaziergänge

Ballito

Donnerstag, 16.08.2018

Hier eine kurze Zusammenfassung unserer ersten Woche in SA. Die ersten Tage in Johannesburg waren wir vor allem damit beschäftigt, Grundnahrungsmittel und fehlende Autoausstattung für Umbani zu kaufen und ihn so einzurichten, dass wir auch finden, was wir brauchen. Als sehr praktisch haben sich jetzt schon die stapelbaren, schwarzen Plastikboxen mit Deckel herausgestellt, die wir entsprechend mit dem beschriftet haben, was drin ist. Die Südafrikaner bewundern schon unsere deutsche Organisation und Ordnung im Auto.    

Für den Freitag hatten wir uns vorgenommen, die Verlängerung des Touristenvisums in Angriff zu nehmen. Das kann man online machen, war aber sehr nervenaufreibend, weil wir manchmal nicht wussten, was einzutragen war. Wir mussten mehrfach mit Miranda von der VFS Hotline sprechen. Beim dritten Anruf, als wir festgestellt hatten, dass wir versehentlich einen Antrag doppelt erfasst hatten und für drei hätten zahlen müssen, war es dann mit ihrer Freundlichkeit vorbei („Mam, what did I just tell you?!…“). Nein, Löschen sei nicht möglich und wir müssten uns komplett neu registrieren und beide Anträgeneu erfassen…  haben wir dann gemacht und nach 2 Stunden kamen wir dann endlich zum letzten Schritt.   Wenn man die Gebühr bezahlt hat, muss man online einen persönlichen Termin mit dem Visa Facilitation Center vereinbaren. Leider zeigte es uns keine verfügbaren Termine an. Wir probierten alles… auf dem Mac konnten wir den Internet Explorer nicht installieren, was das Problem vielleicht behoben hätte. Dank unseres Hosts, dessen PC in seinem Steuerbüro wir nutzen durften, bekamen wir dann endlich unseren Termin und durften auch noch alle benötigten Unterlagen ausdrucken.  

Wir wollten unseren Antrag in George, einen Ort an der Küste ganz im Süden des Landes, einreichen. Dafür gab es zwei Gründe: 1. hatte mir meine Kollegin, Ilka, die in Südafrika aufgewachsen und öfter dort ist, empfohlen, den Termin eher in einem kleineren Ort zu machen (weil persönlicher und wahrscheinlich schneller) und 2. sei ihr Bruder in George bekannt und könnte eventuell bei der Beantragung unterstützen.   Da wir den Termin direkt für Montag, den 13.08. vereinbart hatten, hieß das für uns, Samstag und Sonntag je ca. 550 km zu fahren und damit auch, die geplante Tour umzuorganisieren.  

Wir buchten also schnell eine Unterkunft auf halber Strecke für die nächste Nacht und fuhren Samstag morgens in Joburg los Richtung Colesberg. Auf dem Weg lagen Abfahren wie Heilbron, Hanover oder Betlehem und wir passierten Bloemfontein, die Geburtsstadt u. a. von J. R. R. Tolkien.

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Bei max. 120 km/h und relativ leeren Straßen kamen wir gegen 16 Uhr In Colesberg an und waren die einzigen Gäste auf der Wolwefontein Lodge. Hier bereiteten wir unsere erste gegrillte Boerewors (=grobe Bratwurst)! Lecker!  

Auf der Farm gab einiges zu sehen. Neben Enten, Gänsen, Pferden, Hühnern und Pfauen lebten auch Katzen, mehrere Hunde und sogar Erdmännchen auf Wolwefontein!    Schade, dass Tom kein Hundefutter dabei hatte… Die kleine war erst 8 Wochen alt…

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Am nächsten Morgen wollten wir noch ein paar Meter laufen. Und so hatten wir einen richtig schönen Morgenspaziergang mit einem Wiener Dog, einem Jack Russel, Bulldogge Buffy und den drei Erdmännchen, die alle entweder voraus oder hinter uns herliefen.

Wir informierten Heiko, den Bruder meiner Kollegin Ilka, darüber, dass wir auf dem Weg nach George sind und er setzte alle Hebel in Bewegung, um uns bei unserem Visa-Antrag zu helfen. Er selbst war in Pretoria, aber er wollte Freunde, seine Frau oder sogar den Vater seiner Frau aktivieren. Wir waren und sind noch ganz begeistert von dieser Hilfsbereitschaft!  Wir übernachteten in Wilderness und sahen von unserem Balkon aus tatsächlich Wale (wenn auch sehr weit entfernt, fanden wir aber trotzdem toll :-). Wir gingen kurz an den Strand und dann was essen.

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Heiko hatte uns (total nett!) einen Tisch im Lokal seines Freundes Rudolph in Wilderness reserviert und wir hatten einen richtig schönen Abend im Cocomo neben einem offenen Feuer bei entspannter Livemusik und mit lecker Pizza, Burger und Long Island Ice Tea!

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Letztendlich machten wir den Termin bei VSF doch alleine, weil es auch für Heiko neu war, dass man die Visa nicht mehr direkt beim Department of Home Affairs beantragt sondern über den Vermittler VFS und da hätte man seine Frau oder Freunde wahrscheinlich gar nicht mit reingelassen und VFS kann sowieso die Visumvergabe nicht beeinflussen. Trotzdem sind wir sehr dankbar, dass Heiko uns versucht hat zu unterstützen und hoffen, ihn und seine Frau noch kennenlernen und uns persönlich bedanken zu können!     Am Montag um 11:15 Uhr warnen wir also dann im VFS Office und saßen erst mal eine gute Stunde herum, bis überhaupt etwas passierte, weil es „technical issues“ gab, die erst mal behoben werden mussten. Nach einer weiteren Stunde und schon fast am Ende mit unserer Geduld, hatten wir dann unsere Papiere und Fingerabdrücke abgegeben (siehe auch Rubrik Visum & Co.) und hoffen nun in einigen Wochen das passende Visum zu erhalten.  

Um zurück zu unserer Route zu kommen, fuhren wir wieder Richtung Norden. Mit einer Zwischenübernachtung auf einer Farm am Rande der Drakensberge, bei dem uns die Managerin Suzette auf einen witzigen Ausflug mit einem Golfwagen nahm, begleitet von 3 Hunden, von denen zwei in einem irrwitzigen Tempo vorausrannten und einer Tom, der hinten drauf saß, begleitete. Von der Geländegängigkeit eines Golfwagens waren wir beide überrascht 🙂 Eigentlich hätte er mehrfach steckenbleiben oder umfallen müssen… Es war a… kalt, aber schön einen Eindruck der Größe der Farm vermittelt zu bekommen.

Seit gestern, also Mittwochabend, sind wir in Ballito in einem sehr hübschen Guesthouse und können uns von den langen und anstrengenden Autofahrten erholen. Und ich kann ein bisschen aufschreiben, was so los war.  

Am Samstag geht es dann weiter nach Durban.  

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Rugby, Campen, Nationalparks…

Cape St Francis 

Montag, 27.08.2018

Mittlerweile sind wir seit fast 3 Wochen in Südafrika und sind, nach Besuchen mehrerer Nationalparks, heute wieder an der Küste angekommen.

Unsere drei Tage in Ballito haben uns gut gefallen und vor allem gut getan. Neben Spaziergängen an einem schönen, fast menschenleeren Strand mit Rock Pools (allerdings war es uns zu kalt, um darin zu baden), waren wir am Schlecht-Wetter-Tag in einer schönen Mall bummeln, in einem Waschsalon (man wird hier per SMS benachrichtigt, wenn die Wäsche fertig ist) und einer Craft-Brauerei und haben es uns in unserem hübschen Zimmer gut gehen lassen.

Danach ging es weiter nach Durban. Morgens in den Umgeni River Bird Park. Ein Besuch hier lohnt sich wirklich. Wir waren 2 von maximal 10 Besuchern (an einem Samstag!) und die Freiflugshow war auch interessant. Neben einigen einheimischen Arten, gibt es vor allem Papageien zu sehen.

Anschließend bezogen wir unsere Unterkunft und fuhren zum Kings Park Stadium. Das wollten wir schon immer mal machen: ein Rugby-Spiel besuchen! Im Moment findet ein Rugby Championship statt. Es war das erste Spiel und wir konnten uns die Springboks (Nationalmannschaft Südafrikas) gegen Argentinien anschauen.

Wir fuhren mit Uber hin (was echt eine tolle Sache ist, super funktioniert hat und wir haben uns vorgenommen, Uber in den Großstädten öfter zu nutzen) und genossen die entspannte Atmosphäre vor und während dem Spiel. Die Afrikaner machen da ein richtiges Happening draus. Fahren mit ihren Autos hin, braaien und es gibt sogar eine Bühne mit Live Musik und bei einer anderen Bar gab es auch einen DJ.

Im Springboks Fanshop kauften wir uns noch ein Shirt und für Tom ein Cap, aßen Hot Dog und tranken ein Bierchen. Es war richtig schön, mal was zu machen, was auch die Einheimischen tun. Neben uns saß ein Fan, der sich mindestens 3 Pitcher Bier während des Spiels reinzog und immer wieder „Smash him“ oder „Destroy him“ auf den Platz schrie und dabei die Metallstange vor uns fast herausriss, und rechts von uns gab es einige, die bei jedem Tor ihr Bierchen aus einem Sneaker tranken angefeuert von den Kumpels mit „Shoe, shoe, shoe!!!“… eine andere Gruppe tanzte und sang auf der Tribüne und es gab überall was zu gucken. Das war so ein cooles Erlebnis und können wir jedem nur empfehlen, dem sich die Gelegenheit bietet.

Nach einer Zwischenübernachtung in Mthata hatten wir dann unsere ersten Campingnächte in Yellow Sands Campingplatz bei East London. Ein wirklich schöner Campingplatz mit Hasen, die überall herumliefen.
Leider war das Wetter nur am ersten Tag gut, den zweiten Tag regnete, oder vielmehr, nieselte es meist und wir nutzten die Zeit, um unsere Wäsche zu waschen, zu lesen und für Spaziergänge am Strand, wenn es mal nicht regnete.

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Außerdem traf ich beim Spülen einen Afrikaner, der uns dann auch noch seiner Frau vorstellen wollte und uns erzählte, was Touristen alles so passieren kann.
Car Hijacking scheint ein großes Problem zu sein… bis jetzt haben wir noch nichts Bedrohliches erlebt, aber wir passen schon auf, halten die Autotüren geschlossen und hören auf unser Bauchgefühl.

Bei fast jeder Fahrt haben wir allerdings schon Unfälle gesehen. Auf einer Strecke sahen wir einen Pkw, der offenbar erst kurz vorher in einen Berg geprallt war, die Türen standen offen, aber es war keiner im Auto. Gegenüber stand ein Polizeiauto. Wir sahen aber keinen Polizisten. Wir fuhren langsam vorbei. Da stand dann noch ein Auto. Daneben stand ganz versteinert ein Mann an die Fahrertür gelehnt.
Wir fragten, ob er verletzt sei. Er meinte, er hätte einen Schock, aber sonst sei alles ok.
Die Polizei hätte den Pkw verfolgt und auf den Pkw geschossen, der dann in den Berg gefahren war und sie wären wohl jetzt hinter dem Fahrer her.
Wir fuhren dann weiter, als uns der mann versicherte, wir könnten nicht helfen. Das macht einen schon nachdenklich… Etwas früher und wir wären da mitten hinein geraten.

Die nächsten beiden Nächte verbrachten wir im Addo Elephant Nationalpark und unternahmen die ersten Game Drives. Immer wieder beeindruckend ist es, wenn man Elefanten begegnet. Vor allem, wenn man an diesen vorbeifahren muss oder diese einem entgegenkommen.
Addo hatten wir schon zwei Mal besucht, beim letzten Mal hatten wir nur einen Elefanten gesehen… dieses Mal hatten wir mehr Glück 🙂

Wir verließen den Park am Main Gate und fuhren Richtung Camdeboo Nationalpark, wo wir eine Nacht campten. Als wir unser Zelt aufgeklappt und alles aufgebaut hatten, war es etwa 16 Uhr. Wir machten Feuer und grillten unser Hühnchen. Als die Sonne so gegen 17 Uhr untergegangen war, begann es kalt zu werden. Wir aßen also noch, spülten und putzten Zähne. Dann ging es ab ins Dachzelt. Da war es vielleicht 18:30 Uhr. Tom las noch ein bisschen, ich versuchte gleich zu schlafen, tat aber die halbe Nacht vor Kälte kein Auge zu…
Es hatte nachts wohl so 1-2 Grad unter Null… das macht dann nicht mehr wirklich Spaß.
Vor allem morgens raus aus dem Schlafsack fällt dann besonders schwer. Aber die Aussicht auf einen heißen Tee ließ uns dann doch aufstehen.

Highlight des Camdeboo Nationalpark ist das Valley of Desolation. Es bietet wunderschöne Ausblicke auf Graaf Reinet und Umgebung und wir liefen den Lizard Trail. Durch die Bewegung wurde uns dann auch wieder etwas wärmer, aber nach Prüfung des Wetterberichtes beschlossen wir dann doch, die folgenden Nächte nicht wie geplant auf dem Campingplatz des Mountain Zebra Nationalpark zu verbringen, sondern buchten um in ein Cottage. Eine sehr gute Entscheidung, denn hier war es nachts tatsächlich noch kälter als in Camdeboo und das hätten wir mit unseren dünnen Schlafsäcken wahrscheinlich nicht überlebt oder wären dann jetzt krank.

Die Ausfahrten im Mountain Zebra waren ein Erlebnis. Die Ausblicke, wenn man die teils steilen Berge hoch fährt, sind atemberaubend. Hier gibt es u. a. das namensgebende und vom Aussterben bedrohte Mountain Zebra.
Aber vor allem ist der Park landschaftlich sehenswert. Außerdem konnte Tom die Fahreigenschaften von Umbani auf einer 4×4 Strecke testen. Läuft! 🙂

Heute ging es dann weiter an die Küste und wir sind für zwei Nächte in Cape St Francis. Hier ist es extrem stürmisch und die Wellen sind ein Traum für Surfer. Aber es ist schon etwas wärmer! Morgen sollten wir 17 Grad erreichen!
Trotzdem tat das Gläschen Bier am Ofen in der St. Francis Brewerie vorhin gut und die Heizdecke im Bett wärmt mich gerade auch beim Schreiben. Ein Träumchen!

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Garden Route und Calitzdorp (Swartberge)

Calitzdorp

Samstag, 01.09.2018

Am nächsten Morgen haben wir uns mit einem leckeren Frühstück bei Rambling Rose – ein Café mit französischem Einschlag das man sehr empfehlen kann – gestärkt.

Neben Omelette für mich gab es Pancakes, Pilze und gegrillte Tomate für Jeanette. Lecker!

St Francis ist zu dieser Jahreszeit fast ausgestorben, die Häuser und Wohnungen werden erst in der Sommerzeit als Urlaubsdomizil genutzt. Wir haben viel zu Fuß unternommen und uns die ganze Zeit sehr sicher gefühlt. Teilweise sind die Häuser nicht mal mit einem Zaun gesichert, was für Südafrika unüblich ist.

Wandern am Leuchtturm von Cape St. Francis. Hier blühten schon einige Wildblumen und der Boden war bedeckt von unzähligen Muscheln.

St. Francis liegt am Meer und ist zudem noch mit Kanälen durchzogen, in denen man Boot oder Kajak fahren kann. Viele haben einen eigenen Bootsanleger.

Außerdem gibt es einen schönen Hafen. Von hier aus fahren die Schiffe, wie wir von unserer sehr lieben Vermieterin, Debbie, erfahren haben, vor allem raus, um Kalamari zu fischen. Mit den Lampen werden die Tiere an die Wasseroberfläche gelockt.

Weiter ging es am nächsten Tag auf der Garden Route Richtung Tsitsikama Nationalpark. Nach einem kurzen Stop am Big Tree haben wir unseren Campingplatz mit Meerblick in der ersten Reihe bezogen. Wir hatten fast den ganzen Platz für uns. Die Brandung ist fantastisch, man kann sich nicht an den Wellen satt sehen, die unermüdlich auf die Felsen schlagen.

Der Big Tree ist ein über 800 Jahre alter Yellowood-Baum, 33 m hoch, die Krone erstreckt sich über 34 Meter und der Stammumfang beträgt 12 Meter

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Nach einer Wanderung zur Storms River Mouth Suspension Bridge (Hängebrücke) haben wir unseren ungestörten Blick aufs Meer lange genossen. Das Wetter wird stetig besser und die Tage sind bereits richtig warm. Leider wird es nach Sonnenuntergang schnell kühl und man will sich dann nicht mehr allzu lange draußen aufhalten.

Hier einige Eindrücke von der eindrucksvollen Küste, der Brandung und unserem Zeltplatz. Hat auch Olivia gefallen 🙂

Das nächste Ziel auf unserer Reise war das Ebb & Flow Restcamp, ebenfalls im Nationalpark gelegen und nur 2 Fahrstunden entfernt. Auf der Fahrt dorthin stoppten wir an der Storm River Bridge, der höchsten Brücke der Welt, von der man Bungee jumpen kann. Von 216 m stürzen sich die Leute in die Tiefe. Wir haben alles aus sicherer Entfernung von einem Café aus verfolgt, Jeanette hatte einfach nicht die Lust zu springen 🙂

Auch unseren Stellplatz im Ebb & Flow Restcamp durften wir uns aussuchen, die Wahl fiel auf einen direkt am Fluss. Nachdem wir am Tag vorher Möwen als Nachbarn hatten, waren es diesmal aufdringliche Gänse und Hühner.

Es gibt immer was zu Füttern 🙂 Und wir bereiteten unser erstes One-Pot-Gericht aus dem Kochbuch zu. Köstlich war’s! 

Am Freitag ging es weiter nach Calitzdorp. Auf dem Weg besuchten wir die Cango Wildlife Ranch,  u.a. mit Löwen, Geparden, einem Tiger und vielen Vögeln. Der Park ist schön angelegt, muss man aber nicht unbedingt gesehen haben.

In Oudshorn kauften wir in einer der Straußenfarmen zwei Steaks für unseren nächsten Braai. Wir bezogen unser Häuschen mit fantastischem Blick auf Berge und einen Fluss und wurden gleich von Jack Russel Jock begrüßt. Mit dem Kanu, das zum Haus gehört, machten wir direkt eine Ausfahrt.

Am nächsten Tag wollten wir nur kurz Brot und Butter holen, gelandet sind wir im Weingut De Krans. Dort war eine Art Mini-Slow Food Markt mit Ständen, selbstgemachter Leckereien und einem Wine-Tasting. Außerdem gab es Live-Musik. Da es erst 10 Uhr war, entschlossen wir uns zu einer Flasche Traubensaft und ich noch für ein Glas Portwein. Der Traubenfast war köstlich!

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Zurück in der Unterkunft nutzte Jeanette die Zeit für ihre Fotos und ich bin nochmal auf den Fluss.

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Am Kap

Tulbagh

Donnerstag, 06.09.2018

In dem schönen Häuschen in Calitzdorp wären wir gerne noch länger geblieben.

Die Eigentümerin, Brownyn, hat wirklich alles getan, damit man sich wohl fühlen konnte und das Wetter spielte auch mit. Mit Hängematte, Kanus und Wanderwegen, mit einer kleinen Buchauswahl, ohne Fernseher, WIFI- und Handyempfang kann man sich nur mit sich beschäftigen und wir lasen viel und konnten ein bisschen Sinnieren.

Außerdem führten einen die letzten 7 km zur Unterkunft mal weg von der Hauptstraße und mit jedem Meter, den man hier zurücklegte, fühlte man sich mehr im Nirgendwo. Einspurig, nur Serpentinen und ohne Leitplanke war man froh, wenn keiner entgegenkam. Hatte man es geschafft, fühlte man sich wirklich weg von allem.

Aber es gibt noch Vieles zu entdecken, also ging es am Morgen des 2. September dann zum nächsten Ziel: Kap Agulhas. Hier ist der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents und hier treffen die beiden Meere, Atlantik und Indischer Ozean, aufeinander.

Auch das Kap Agulhas liegt einem der von Sanparks verwalteten Nationalparks Südafrikas. Für diese Reise haben wir uns zum ersten mal eine Wildcard gekauft, mit der man keine Eintrittsgebühren in die Parks mehr zahlen muss. (Bei Gelegenheit müssen wir mal ausrechnen, ob sich diese gerechnet hat). Es gibt keinen Campingplatz im Park.

Wir hatten für die Nacht ein kleines Häuschen mit Kamin, Blick auf das Meer und Heizdecken im Bett, über die wir uns sehr freuten, weil es noch immer sehr kalt ist. Wir konnten es erst um 14 Uhr beziehen, also machten wir erst mal einen Ausflug zum Leuchtturm, der Empfehlung unseres digitalen Reiseführers folgend. Man kann auf den Turm steigen und im Gebäude befindet sich auch ein kleines maritimes Museum, in dem man etwas über Leuchttürme Südafrikas erfahren kann.

Da der Besuch des Leuchtturms nicht in den Parkeintrittsgebühren inklusive ist, kauften wir bei einer netten Kassiererin, die auch ganz gut Deutsch sprach und es an uns üben wollte, die Tickets. Sie erklärte uns, dass wir aufpassen sollten, uns nicht den Kopf zu stoßen, dass die Treppenstufen sehr steil seien und wir –extremely important- wenn wir oben sind, die Tür unbedingt zumachen müssten.

Die Frau hatte nicht übertrieben. Es handelte sich eher um eine fast senkrecht stehende Leiter als um eine Treppe und man musste über 71 Stufen auf jeder der insgesamt drei Etagen durch ein relativ enges Loch klettern. Oben angekommen ließ sich die Tür zur Plattform vor Wind kaum öffnen und draußen wurde man fast von der Plattform gefegt. Darum also die Besorgnis wegen der Tür. Der Wind hätte einen vermutlich leicht die Stufen runterwehen können und man musste so schon aufpassen. Ich fragte mich, wie oft hier wohl Besucher von der Leiter fielen und ob die nette Kassiererin wohl auch eine Ausbildung als Sanitäterin hatte. So weit ab vom Schuss können einem schon mal solche Gedanken kommen. Auch weil bei den Toiletten draußen schon ein Schild davor gewarnt hatte „Be aware of spiders and snakes“, das mich auch schon etwas nervös gemacht hatte. Ich frage mich, was diese Tierchen bei Kälte eigentlich so machen… muss ich auch mal nachlesen.

Bei unserem Besuch auf dem Turm ging alles gut und Schlangen und Spinnen haben wir auch noch nicht gesehen 🙂

Auf dem Weg zu unserem Quartier hielten wir als nächstes am Southernmost Point of Africa für ein Foto. Hier waren nur wenige andere Besucher unterwegs und wir sahen relativ nah am Ufer sogar kurz einen Wal.

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Auf der gleichen Strecke liegt noch eines der über 140 am Kap gesunkenen Wracks wie eine Warnung für andere Seefahrer sehr nahe am Strand. Allerdings gab es leider kein Schild, das einem verrät, was dem Schiff passiert war, wie es hieß und wann es gesunken ist. Im Internet fand ich folgende Information dazu: es ist der Schiffsbug der Mesho Maru 38, einem japanischer Schleppnetzfischer, der hier im November 1982 zerschellte, gerade einmal zwei Kilometer Luftlinie von dem Leuchtturm des Kaps entfernt. Die Besatzung soll aufgrund der Nähe zum Land, überlebt haben.

So ein Schiffswrack ist ein unheimlicher Anblick…

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Nachdem wir dann unser Häuschen bezogen, einen heißen Tee getrunken und versucht hatten im Wohnzimmer über den Kamin eine erträgliche Temperatur zu generieren, machten wir noch einen Spaziergang am menschenleeren Strand.

Am nächsten Tag hieß es früh aufbrechen, denn wir hatten einen Ausflug in Gansbaai zum Whale Watching gebucht. Als wir dort ankamen, hatte der Kapitän dann aber entschieden, dass der Wind zu stark sei und er nicht rausfahren würde. Wir wollten so einen Ausflug schon mal machen und leider hat es auch dieses Mal wieder nicht geklappt. Sehr schade… Aber auf dem Weg nach Kapstadt, wo wir die nächsten Tage verbringen wollten, lag auch Hermanus. Der Ort, der bekannt dafür ist, dass man Wale, die in der Wal-Saison ihre Babys in der Bucht von Hermanus zur Welt bringen, von Land aus sehen kann. Also machten wir uns auf, stoppten und suchten uns eine schöne Stelle am Ufer der Bucht, wie viele andere Besucher. Nach einer Weile konnten wir eine Walmutter mit ihrem Jungen über unsere Ferngläser beobachten. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass wir nicht mit dem Boot rauskonnten. Ist ja auch immer so eine Sache, ob das im Sinne der Tiere ist, auch wenn die Menge der Boote, die Dauer, die sich ein Schiff bei den Tieren aufhalten darf und welche Route ein Boot fährt, streng reglementiert ist, um die Wale nicht zu stören.

Danach wurde der Tag sehr anstrengend (Achtung: Jammern auf hohem Niveau folgt…) denn wir hatten überlegt über den Cape Point nach Kapstadt zu fahren. Dort hatten wir vor ein paar Jahren im Two Oceans Restaurant sehr leckere Sushi gegessen und dachten, es wäre eine gute Gelegenheit das zu wiederholen.

Das hätten wir vorher nochmal etwas besser durchdenken sollen. Die Fahrt dauerte ewig, und auch wenn der Ausblick von der Küstenstraße aus traumhaft ist, wollten wir einfach nur noch ankommen. Aber in den kleinen Küstenorten kamen wir aufgrund der vielen Ampeln nur langsam voran. Wir waren seit 7 Uhr unterwegs und als wir um halb 2 dann endlich am Kap ankamen, Tom hatte Kopfweh und wir beide tierisch Hunger. Als wir das letzte Mal am Kap der guten Hoffnung waren, wanderten wir und konnten den anderen Besuchern, die sich kaum auf die Wanderwege verirrten, aus dem Weg gehen. Doch auch damals war schon viel los gewesen, aber seitdem ist der Cape-Point-Tourismus explodiert. Menschenmassen besuchen das Kap nur um ein Foto vom vermeintlich südlichsten Punkt Afrikas zu machen. Für mehr haben die Besucher meist gar keine Zeit. Aber gut. Hungrig machten wir uns auf dem Weg zum Restaurant, ergatterten noch einen freien Tisch, nur um zu erfahren, dass es dort leider kein Sushi mehr gibt. Leider waren wir da schon so genervt und entsprechend unflexibel, um etwas anderes der sicher trotzdem leckeren Speisen zu wählen, stiegen in unser Auto und fuhren wutentbrannt weiter Richtung Kapstadt. Wir quälten uns, während der früh einsetzenden Rushour, über die übervollen Autobahnen und verfuhren uns trotz Navi zwei Mal.

Um 16:30 Uhr kamen wir völlig fertig in unserer Unterkunft in Bloubergstrand an, wollten einfach nur noch rein und endlich etwas essen oder auch nur schlafen, aber die Verwalterin brauchte ewig, um uns alles zu erklären (click here to switch on the TV…). Das hätte es nicht auch noch gebraucht. Wir hatten nicht mal mehr die Nerven und Kraft, den Wahnsinnsausblick von unserem Zimmer aus auf den Tafelberg zu würdigen. Schließlich entschieden wir uns nach 10 Stunden reiner Fahrerei, noch ein paar Meter zu einem Pub in der Nähe zu laufen. Burger und Steak und vor allem ein Bier war es zu verdanken, dass der Tag noch versöhnlich endete.

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Auf den Dienstag freute ich mich besonders, denn da sollte ich endlich eine sehr liebe, ehemalige Kollegin, Camilla, zum ersten Mal persönlich treffen. Sie hatte mir erzählt, dass sie mit ihrer Freundin im September auch in Afrika sei und wir hatten uns vorgenommen, uns zu treffen, wenn es passen würde. Schon lustig, dass man jahrelang zusammenarbeitet, sich noch nie gesehen hat und sich dann erst tausende Kilometer entfernt die Möglichkeit ergibt sich zu sehen.

Tom und ich bestellten morgens ein Uber und ließen uns zur V&A Waterfront fahren, bummelten ein bisschen und bestellten ein weiteres Uber für eine Fahrt nach Woodstock, wo sich das Lokal befand, in dem Camilla einen Tisch reserviert hatte. Ich habe mich mega gefreut sie zu sehen. Sie war mit ihrer Freundin, ihrem Bruder und ihrer Mutter auf Tour und an dem Tag hatten sie auch einen Guide dabei. Camilla kommt aus der Schweiz, erzählte aber, dass sie halb Engländerin ist und da auch der Guide nur Englisch sprach, gab es am Tisch schnell ein lustiges Sprachendurcheinander in Deutsch, Englisch und Schwitzerdütsch. Die Mama von Camilla ist auch Afrikabegeistert und hat uns angeboten, Adressen für Camps in Sambia und Simbabwe zu schicken. Es war richtig schön und ich hoffe, wir sehen uns auch in Europa wieder! Ich freute mich auch sehr über die Grüße aus Deutschland von Saskia und Martina, die Camilla ausrichtete. Wenn ihr mitlest: auf diesem Weg schicke ich die herzlichste Grüße an euch zurück!

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Nach dem Mittagessen fuhr die Familie Robinson weiter zum Boo Kap und Tom und ich sind noch mal zurück zur Waterfront zu einem Craft Market.

Den nächsten Tag verbrachten wir in einer Mall, weil ganztags Regen vorhergesagt war. Wir haben uns entschieden, neue Schlafsäcke zu kaufen, weil weitere kalte Nächte gemeldet sind für unser nächstes Ziel: Namaqualand. Hier haben wir vier Übernachtungen in 2 Camps gebucht, in denen es keine Duschen und auch keine Toiletten gibt… darum kauften wir auch noch einen Toilettensitz für bequemere Geschäfte in der Pampa und eine scharfe Axt (mit der aus dem Auto konnte man wirklich kein Holz spalten) in unserem neuen Lieblingsladen „Outdoor Warehouse“.

Anschließend kam ich nicht mehr drum rum… Tom wollte unbedingt den meinerseits lang gefürchteten ultimativen Radwechsel-Probelauf durchführen. Nachdem ich beim Hochbocken beim Klacken des Wagenhebers leichte Panik bekam, dass dieser wegkippen und Tom verletzen könnte und dies auch durch Zurückweichen und Hände-vors-Gesicht-schlagen anzeigte, erntete ich ein „reiß Dich zusammen oder wir fahren sofort nach Hause!“. Das half und wir brachten den Test erfolgreich zu Ende. Heim will ich ganz bestimmt nicht und jetzt sind wir gerüstet 🙂

Weil wir uns gar nicht satt sehen konnten, hier noch ein paar Bilder vom Ausblick unserer Wohnung in Bloubergstrand auf den Tafelberg

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Weingut-Revival, Rooibos-Time und San-Kunst

Clamwilliam

Freitag, 07.09.2018

Heute sind wir in Clanwilliam gelandet, einer Kleinstadt im Northern Cape und gut gelegen auf der Strecke zu unserem nächsten Ziel: Namaqualand.

Gebucht hatte ich eigentlich einen Campingplatz im Tankwa Karroo Nationalpark, aber das wäre dann anschließend eine sehr lange Fahrt zum nächsten Camp geworden, also planten wir kurzfristig um.

Zunächst fuhren wir aber von Bloubergstrand nach Tulbagh. Tulbagh ist eines der bekannten, aber kleinen Weingebiete und liegt etwa 1,5 Fahrstunden von Kapstadt entfernt. Auf den umliegenden Bergen sahen wir Schnee.

Im Lemberg Wine Estate, dem kleinsten Weingut Südafrikas, machten wir eine Weinprobe. Hier hatten wir bei unserer ersten Südafrikareise schon einmal gewohnt. Der damalige Eigentümer war ein Deutscher und wollte das Weingut verkaufen. Der Besuch hier war uns in Erinnerung geblieben. Wir waren seine letzten Gäste im Rondavel. Der Wein hatte uns beim ersten Besuch begeistert, als noch nur mit Edding künstlerisch aufgemalte Namen als Flaschenetiketten dienten und der Wein nur in kleinen Auflagen produziert wurde.

Uns wurde bei der Weinverkostung erklärt, dass der heutige Eigentümer ein Arzt sei, der in sechswöchigem Rhythmus zwischen Gambia und dem Weingut pendle, aber sich wohl bald nur noch um den Wein kümmern würde.

Der Eigentümer hat einige Bulldoggen, deren Namen die Weine jetzt tragen (z. B. Nelson). Wir probierten zwei Syrahs und zwei Pinotage aus unterschiedlichen Preiskategorien und Tom im Anschluss noch den Brandy. Wir kauften drei Flaschen Wein für 150 Rand, was beim aktuellen Kurs ca. 8 Euro waren und sind jetzt für die nächsten Wochen versorgt, zumal wir eine Flasche auch noch als Gastgeschenk bekamen.

Am nächsten Morgen fuhren wir Richtung Clamwilliam. Weil der Ort auf unserer Route nach Namaqualand lag, hatten wir die Unterkunft im Tankwa Karroo Nationalpark storniert und uns ein Plätzchen in Clamwilliam gesucht.

Tom hatte in Erfahrung gebracht, dass es auf dem Weg einen Wanderweg geben sollte, auf dem San-Zeichnungen zu sehen seien. Die Straße dorthin ging über einen Bergpass vorbei an bröckeligen Steinbergen, die so aufgetürmt waren, dass sie aussahen, als würden die Gebilde jeden Moment einstürzen. Es war das perfekte Wanderwetter. Dank Tracks4Africa auf dem Navi fanden wir das kleine Restaurant, in dem die Eintrittstickets für den Wanderweg verkauft werden, ohne Probleme und stärkten uns vorher mit gebackenen Toasts und einer Cola. Dann machten wir uns auf den zweistündigen Wanderweg zu erkunden. Besonders schön war, dass hier auch Wildblumen blühten. Für die Wanderung hatte uns die Dame an der Kasse einen Flyer mitgegeben, in dem die Zeichnungen der San und die Stellen, wo diese zu finden sind, sehr gut beschrieben waren. Eigentlich hatten sowohl Tom als auch ich immer gedacht, was so interessant sei an so ein paar Zeichnungen. Aber wir standen dann beide davor und waren beeindruckt, weil da jemand vor x-tausend Jahren Handabdrücke hinterlassen oder als solche erkennbare Zebras, Elefanten und Springböcke gezeichnet hat. Besonders schön auf den Wanderwegen in Südafrika ist, dass man unterwegs kaum jemandem begegnet. Uns kam nur auf der Hälfte des Weges ein Pärchen entgegen und wir konnten den Rest der Zeit allein dem gut gekennzeichneten Weg, der über Felsen und durch Gebüsche führte, folgen.

20180907_jwunbenannt_0281520180907_jwunbenannt_0281220180907_jwunbenannt_0279720180907_jwunbenannt_0277920180907_jwunbenannt_02781Danach hatten wir beide Lust auf Tee und Kuchen. Wie gut, dass Clamwilliam im Northern Cape liegt, dem einzigen Gebiet, in dem Rooibos weltweit angebaut wird und es darum im Ort auch ein Teahouse gibt. Uns wurde erklärt, was Rooibos alles kann (z. B. ist es hoch-antioxidantisch, es gibt ihn in als Heiltee, er enthält kein Koffein und man kann den Teebeutel in der Tasse / Kanne lassen, ohne dass sich der Geschmack verändert…). Dann bestellten wir jeder eine Kanne der gefühlt 100 verschiedenen, angebotenen Tees und dazu gab es einen Carrot-Muffin und für Tom einen mit Blaubeere. Daheim trinke ich Rooibos überhaupt nicht. Immer wenn ich ihn probiert habe, hat er mir nicht geschmeckt, aber hier war er richtig lecker.

In der Unterkunft war das Schönste, dass die Eigentümer einen Graupapagei hatten, mit dem man sich prima unterhalten konnte. Ansonsten war es auch hier, trotz eines Heizlüfters, der sich redlich bemühte, das Zimmer auf mehr als 15 Grad zu erwärmen, wieder so kalt, dass man sich nicht wirklich wohl fühlen konnte. Wenn man die Haustür kurz öffnete, um etwas aus dem Auto zu holen, sank die Temperatur rasch auf 13 Grad.

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Die erste Reifenpanne, Wildflower-Season und Entspannen am Oranje 

The Growcery Camp, Oranje River

Donnerstag, 13.09.2018

Die Vorhersage für den Namaqua Nationalpark hörte sich da schon besser an. Zwar sollte es auch hier nachts wieder unter 10 Grad haben, aber tagsüber waren deutlich über 20 Grad gemeldet. Also fuhren wir zeitig los.

Den Parkeingang zu finden, war nicht ganz leicht. Aber wir hatten in einem Blog schon gelesen, dass der Eingang nicht beschildert ist, also ließen wir uns nicht beirren. Nach dem Anmelde-Prozedere im Sanparks Office mussten wir den schon reduzierten Reifendruck auf Empfehlung des Rangers hin, auf 1,2 Bar senken. Die letzten 20 km ging es über Sandpisten, von denen 6 km „very heavy deep sand“, also Tiefsand sein sollten. War auch so. Wenn wir stecken bleiben würden, könnte man uns mit einem Traktor rausziehen, die Notfallnummer stand auf der Anmeldung. Wie man den Ranger hätte holen sollen, weiß ich nicht, weil es im ganzen Park keinen Handyempfang gab. Und ein Satellitentelefon hatten wir nicht.

Unser Camp lag direkt am Meer. Der Campingplatz hatte nur vier Campsites,  von denen jede nur aus einer halbrunden, etwa 1,30 m hohen Mauer mit einer gemauterten Feuerstelle in der Mitte bestand. Den WC-Sitz, den wir extra noch besorgt hatten, brauchten wir nicht, denn es gab zumindest noch ein Plumsklo. Wir suchten uns einen Platz zum Campen aus und bauten unser Zelt auf. Es war sehr windig und Tom hatte Sorge, ob das Dachzelt den Wind aushalten würde. Half aber nichts. Wir mussten über Nacht hier bleiben und ggf. im Auto schlafen. Tom wendete sein MacGyver-Improvisationstalent an und sicherte das Zelt mit Spanngurten irgendwie an den Felgen des Autos und am Zelt, so dass der Wind nicht unter das Überzelt fahren konnte. Wir kochten Chilli con Carne aus dem Kochbuch über dem offenen Feuer und es schmeckte köstlich. Der Wind wurde gut abgeschirmt, als wir dann in unseren Decken/Schlafsäcken noch ein bisschen am Lagerfeuer saßen mit Jacky Cola und Jameson hielten wir es zumindest so lange aus, dass wir den atemberaubenden Sternenhimmel noch ein wenig genießen konnten.

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Bevor wir ins Bett gingen, stellte Tom fest, dass wahrscheinlich der Hinterreifen platt sei. Am nächsten Morgen stellte er fest, dass er ganz sicher platt sei und wir überlegten, wie wir mit der unerwarteten Situation umgehen sollten. Ein Loch oder etwas Ähnliches war nicht zu sehen. Wir vermuteten, dass das Ventil, das zu Beginn unserer Reise noch über keine Ventilkappe verfügte – eine Ersatzkappe hatte uns die nette Mitarbeiterin einer Autowerkstatt einige Tage vorher erst geschenkt- defekt sei. Tom hatte gleich zu Anfang befürchtet, dass der Staub das Ventil zusetzen würde und der Kompressor ließ sich auch kaum mehr festschrauben.

Es half nichts: der Reifen musste gewechselt werden. Sehr stolz bin ich auf uns, aber vor allem auf meinen Mann! Der Reifenwechsel klappte wie am Schnürchen und ich war so froh, dass wir das erst einige Tage vorher einmal durchgespielt hatten. Den kaputten Reifen untersuchten wir nochmals, sahen aber weiter keinen Schaden. Unser Camp-Nachbar meinte, der Reifen sei gut und wir sollen Salatöl aufs Ventil schmieren und den Reifen anschließend aufpumpen. Wir machten ihn am Dach fest und wollten ihn dann später in Springbok zum Reparieren bringen.

Da der Ersatzreifen fest saß, wollten wir ein bisschen den Nationalpark erkunden und sehen, ob irgendwo noch was von der Wildblumenblüte übrig sei. Das hatte ich mal im Fernsehen gesehen und hätte die Blütenpracht, die zwischen Juli und September zu sehen ist, gerne einmal live erlebt. Felder voller Blumen konnten wir zwar nicht sehen, aber überall standen einzelne blühende Pflanzen und Büsche. Das ist schon erstaunlich, wenn man sich vorstellt, dass wir eigentlich in einer Dünenlandschaft unterwegs waren, auf der man nicht erwartet, dass da überhaupt etwas wächst.

Wir fuhren eine Loop, auf der unser Camp-Nachbar noch einige Blumenfelder entdeckt hatte. Es war sonst niemand auf der Straße unterwegs, aber wir sahen ein paar Strauße und Oryx-Antilopen in der Ferne. Dann lief etwas vor uns über die Sandpiste. Eine Schildkröte, die Tom dann gleich mal hochheben musste. Die kleine Schildkröte fand das nicht besonders lustig und rächte sich, in dem sie Tom anpieselte JDann zog sie Kopf und Beine ein und Tom setzte sie wieder ab.

Wir hielten, um etwas zu essen und ich sah einen Skorpion im Gebüsch herumkrabbeln. Immer wenn wir ausstiegen, sahen wir interessante Insekten oder Eidechsen. Gut, dass unser Zelt auf dem Auto ist und nicht auf dem Boden steht…

Die nächste Nacht war noch windiger und kälter und wir waren allein auf dem Campingplatz. Wir beschlossen, den Park am nächsten Tag zu verlassen.

In Kamieskroon, wo wir die nächste Nacht verbrachten, hatten wir einen hübschen, windgeschützten Platz bei einer Lodge gefunden. Der Eigentümer verriet uns, wo noch ein paar Wildblumenfelder wären und wir fuhren die empfohlene Strecke. Schön war’s!

Danach kehrten wir für Kaffee und Kuchen in einem Farmstall ein und verbrachten den Rest des Tages auf dem Campingplatz mit Kochen, Duschen und Rumräumen.

Für den folgenden Tag hatten wir rund 200 km Fahrstrecke vor uns und einige To Dos auf unserer Liste, was wir auf dem Weg in Springbok erledigen wollten. Zunächst hielten wir an einer Reifenwerkstatt wegen des platten Ersatzreifens. Der Reifen wurde mit Luft gefüllt und in eine mit Wasser gefüllte Badewanne gelegt. Aber: keine Bläschen. Dann prüfte der Mann von der Werkstatt das Ventil und zeigte mit dem Daumen nach oben. Er hatte das Leck gefunden und tauschte das Ventil. Dann wuchtete er den Reifen zurück auf unseren Dachgepäckträger und Tom zahlte die 75 Rand für die Reparatur (= ca. 3,80 Euro). Wir waren happy! Dann weiter Einkaufen, Tanken, Reifendruck erhöhen für die Teerstraße und weiter ging es Richtung Oranje River.

Das Growcery Camp liegt direkt am Oranje, dem längsten Fluss Südafrikas, der, wie ich jetzt weiß, in Lesotho in den Drakensbergen entspringt und die Länder Südafrika und Namibia trennt. Wir mussten die Grenze zu Namibia noch nicht überqueren und die letzten 20 km führten über eine Staubpiste. Man sah erst mal nichts mehr, wenn ein anderes Auto entgegenkam. Das Camp liegt direkt am Fluss und bietet mehrtägige Raftingtouren auf dem Oranje an. Wir haben uns hier drei Tage eingebucht und haben einen Platz mit allem, was man so braucht: einer großen Feuerstelle, Wasser- und Stromanschluss, Bäumen zum Befestigen unserer Hängematten, Blick auf den Fluss, Kanuverleih, heißen Duschen und einer Bar und wir hatten mit Frühstück gebucht.

Wenn man Tom kennt, dann weiß man, dass ihn die Sache mit dem Ersatzreifen keine Ruhe ließ. Und wenn man die Afrikaner kennt, so zumindest unsere Erfahrung, ist es gut, alles zu kontrollieren. Also prüfte Tom den Reifen auf dem Dach: er war schon wieder leer. Ich, wenig überzeugend: „Vielleicht hat der Typ von der Werkstatt ihn nur vergessen aufzupumpen?“ Also gut: Kompressor an, Reifen auf 3 Bar füllen, nach 5 Minuten geprüft: Reifen noch voll. Aber, typisch Tom: das war noch nicht gesagt, dass das der Kern des Problems war. Also rollte er den Reifen herum, stieg drauf und prompt, war der Reifen 2 Minuten später komplett leer. Im Prinzip wäre das ja nicht so schlimm, wenn die kommenden Strecken nicht überwiegend 4×4 Straßen wären und da hat man dann doch gerne zwei funktionierende Ersatzreifen dabei. Wir fragten dann an der Bar und der Chef meinte, kein Problem, man schaue sich den Reifen morgen an.

Wir fragten nach dem Frühstück. Ja, hieß es, man komme gleich und checke den Reifen. Es kam keiner Also fragte ich am Nachmittag nochmal. Die Jungs entschuldigten sich vielmals und meinten, morgen direkt nach dem Frühstück würde man sich kümmern. Dann kam tatsächlich jemand an den Platz und nahm den Reifen mit!

Tom und ich machten in der Zwischenzeit einen Kanu-Ausflug. Wir fuhren zunächst flussaufwärts, was unglaublich anstrengend war. Der Fluss ist nicht besonders tief, hat aber ganz schön Strömung und wir hielten immer mal an den Sandbänken für eine Pause.

Zurück, also flussabwärts, war es dann herrlich und wir mussten kaum paddeln. Als wir zurückkamen, war der Reifen noch nicht gecheckt. Man würde es aber gleich nach dem Lunch machen. Wir hatten schon gedacht, das war’s mit dem Reifen. Doch dann kam tatsächlich einer der Mitarbeiter, Steven, und brachte uns das reparierte Rad! Er meinte, das Problem lag an der Felge, und dass wahrscheinlich vergessen worden sei, diese nach dem Ventiltausch wieder zu versiegeln… Wir haben den Reifendruck noch mehrmals geprüft und jetzt scheinen wir wieder über zwei voll funktionsfähige Ersatzräder zu verfügen.

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ǀAi-ǀAis Richtersveld Transfrontier Park

Sendelingsdrift

17. September 2018

Im Growcery Camp herrschte eigentlich eine gemütliche und entspannte Atmosphäre. Wir hatten uns am Abend vor der Abreise noch einen Salat und Kräuter aus den Beeten des Camps (ist ausdrücklich erlaubt!) genommen und dazu Spaghetti aglio e olio auf unserem Gaskocher bereitet. Danach tranken wir noch ein Bierchen und Amarula an der Camp-Bar und bespaßten einen der Australian Cattledogs, die immer wieder mit ihrem Ball ankamen. An unserem Abreisetag (Samstag) war alles etwas hektischer –wahrscheinlich, weil Wochenende war und man sich für den Ansturm rüsten wollte- und wir brachen darum zeitig nach dem Frühstück auf Richtung Canon Roadhouse auf. Für den Tag stand der erste Grenzübertritt an.

20180914_jwunbenannt_331220180914_jwunbenannt_331320180914_jwunbenannt_3316Am Grenzübergang Vioolsdrift angekommen, erledigten wir die Formalitäten. Es lagen noch etwa 200 km auf Gravel Roads, also ungeteerten Schotterstraßen vor uns. Unterwegs stoppten wir um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Wasser in 5 Liter-Kanistern und Feuerholz konnten wir an einem kleinen Shop in Grünau einkaufen, in dem es neben Benzin und Lebensmitteln auch einige Medikamente und einen Kühlschrank mit Impfungen gab, für das Vieh auf den umliegenden Farmen. Der Ort liegt mitten im Niergendwo und bis hier ein Tierarzt hinkommt, kann es sicher länger dauern, so dass sich die Bauern selbst helfen müssen.

Das Canyon Roadhouse liegt günstig, etwa 20 km vom Fish River Canyon entfernt und wir wollten hier 2 Tage verbringen. Da es eine der wenigen Unterkünfte in der Region ist und es hier neben Benzin auch einen Geldautomaten und ein Restaurant gibt, hält fast jeder hier an, um zu Tanken, zu Essen oder einfach nur, um sich das Roadhouse anzuschauen und Fotos von der originellen Einrichtung und den vielen Oldtimern zu machen.

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Wir checkten ein, bezogen unseren Platz und tranken, nachdem wir unser Zelt und den Tisch aufgebaut hatten, gleich mal einen leckeren French Press Kaffee. Schnell kamen auch wieder Vögel, um etwas von unseren Keksen abzustauben. Wir haben im Auto einen eingebauten Wassertank, bei dem der Wasserhahn etwas tropft. Ein Vogel setzte sich darunter und fing die einzelnen Tröpfchen geschickt auf. Ein anderer ließ sich die Tropfen auf den Kopf fallen und machte anschließend ein Sandbad. Hier ist das Wasser knapp und kein Tropfen wird vergeudet. Auf jeden Fall ein –vor allem für mich- interessantes Unterhaltungsprogramm.

Zum Sonnenuntergang stiegen wir auf einen Hügel, von dem aus man einen schönen Blick auf die umliegenden Berge, den Campingplatz und die dahinterliegende Straße hatte.

Am nächsten Morgen mussten wir früh raus, denn wir wollten zum Sonnenaufgang am Fish River Canyon sein. Das hieß, um 5:45 Uhr aufstehen, Zelt abbauen, Zähne putzen und um kurz nach 6 Uhr ging es los.

Es war noch recht dunkel und man muss aufpassen, keine der Antilopen, die sich im Park aufhalten und gerne auch mal über die Straße laufen, zu überfahren. Am Gate wurden wir registriert und fuhren dann noch etwas 10 km zum Aussichtspunkt. Außer uns war nur noch ein weiteres Paar da und eine größere Gruppe Touristen, die uns zum Frühstück einladen wollte.

Da wir aber Toms geliebte Stanley-Warmhaltekanne mit Tee (am Vorabend zubereitet und war immer noch heiß!) und Brot mit Erdnussbutter und Banane dabei hatten, lehnten wir ab. Der Blick in den Canyon, dem zweitgrößten nach dem Grand Canyon in Arizona, ist beeindruckend und wir blieben noch eine ganze Weile dort. Im Canyon sahen wir auch einige Zebras. Wie diese wohl da runter gekommen sind? Aber man kann ja auch im Canyon wandern. Also gibt es auch Wege hinunter.

Da es noch früh war, beschlossen wir noch nach Ais-Ais Hot Springs zu fahren, wo es die namensgebende warme Quelle geben sollte. Das Wasser kam mit 65 Grad aus der Erde (Tom musste es prüfen und verbrannte sich fast) und speiste auch den Pool der Lodge. Das Wasser war badewannenwarm und eine Badewanne hatten wir schon lange nicht mehr. Also rein ins warme Nass für ein Schwimmerchen. Danach ging es –frisch geduscht- zurück zum Camp, hungrig aßen wir Pommes und Toast und beobachteten die ankommenden Gäste vom kleinen Pool des Canyon Roadhouse aus. Eine Oryx-Antilope kam zum Essen vorbei und graste direkt neben den Gästezimmern. Das verleitete eine Touristin sich dem Tier zu nähern und in Armlänge die Hand hinzuhalten, weil sie wohl dachte, das Tier sei zahm… Die Antilope streckte ihr drohend die Hörner entgegen und hätte sie mit Leichtigkeit aufspießen können. Man vergisst leider sehr schnell, dass man nicht in einem Zoo ist.

20180915_jwunbenannt_0309720180915_jwunbenannt_0309820180915_jwunbenannt_0310120180915_jwunbenannt_03103Wir gingen noch eine Weile an die Bar und luden die Bilder für den Blog hoch, weil man nur dort Empfang hatte. Auf der Damentoilette hing ein Bild eines dunkelhäutigen Mannes und im Schritt war ein Kästchen angebracht. Ich dachte mir beim Toilettenbesuch: witzige Idee, hier die Kondome rein zu tun. Als Tom auf Toilette war, läutete –relativ laut und für alle im Gastraum hörbar- eine Glocke. Als er zurückkam, beschämtes Grinsen im rötlichen Gesicht, und als ich fragte, was er denn so komisch grinse, erfuhr ich, was sich tatsächlich in dem Kästchen befand. Im Herrenklo hängt wohl ein ähnliches Poster nur mit einer Frau. Zwischen deren Beinen ist eine Box angebracht, auf der Box steht „Büchse der Pandora“. Tom war etwas neugieriger als ich, hat die Büchse geöffnet und war im ganzen Laden geoutet 🙂

Für den Abend hatten wir beschlossen nicht zu kochen, sondern im Restaurant zu essen. Für mich gab es Salat, Tom hatte sich vom nachmittäglichen Poolaufenthalt inspirieren lassen und bestellte Oryx-Steak. Beides war lecker und wir schliefen danach sehr gut in unserem Dachzelt.

Morgens ging es wieder früh raus, weil wir eine anstrengende Fahrt vor uns hatten. Die nächsten vier Nächte hatten wir im Ais-Ais / Richtersveld Transfrontier Nationalpark je 2 Nächte in 2 Camps gebucht.

250 km, aber ca. 6 Stunden Fahrzeit standen uns bevor. Tom fuhr das erste Stück, ich eine Strecke bis es sehr steinig und kurvig wurde. Um in den Park, der uns bei unserem letzten Afrika-Aufenthalt schon fasziniert hatte, zu gelangen, muss man wieder aus Namibia aus- und über den Grenzübergang Sendelingsdrift, wieder nach Südafrika einreisen. Der Oranje River schlängelt sich an der Grenze entlang und es gibt nur eine Fähre, über die man auf die andere Seite gelangen kann.

Wir schafften es bis 11 Uhr zum Grenzübergang auf der namibischen Seite und der Grenzbeamte funkte jemanden auf der anderen Seite zu, dass ein Auto käme für die Fähre. Wir warteten 15 Minuten –Tom wollte schon hupen- und beobachteten dann das aufkommende Treiben auf der anderen Seite. 2 Autos wollten übersetzen und nachdem die Fahrgäste Formulare ausgefüllt hatten, setzte sich die Fähre endlich in Bewegung. Die Überfahrt dauert nur ein paar Minuten, aber man muss auch hier immer die Namen der Fahrgäste, Autokennzeichen, wo man herkommt… eintragen. Nachdem man offenbar erst der Meinung war, wir machten nur ein Päuschen am Ufer und würden gar nicht auf die andere Seite wollen (obwohl ja der Grenzbeamte gefunkt hatte, dass jemand rüber wollte), und schon wieder die Fähre abriegelte, ließ man uns dann doch noch auffahren und wir konnten übersetzen.

Dann muss man erst bei Sanparks einchecken, dann in Südafrika einreisen und dann zur Police, die Autopapiere zeigen. Die Dame von Sanparks war nicht sehr redselig. Sie sagte uns nur, welche der Straßen gerade nicht befahrbar ist. Gut, dass wir schon mal da waren und wussten, was in etwa auf uns zukommt.

Wir hatten uns für den Park vorgenommen, wenigstens mal eine Schlange zu sehen und wir waren gerade eingefahren, da huschte etwas total Schnelles über die Straße. Schlange gefunden! Aus sicherer Entfernung und vom Auto aus! Und sie blieb auf der anderen Straßenseite dann auch für ein Foto liegen.

Die Straßen hatten wir nicht ganz so schlecht in Erinnerung. Es war Wellblech und da man nicht, wie sonst auf den Wellblech-Pisten, mindestens 60 km/h fahren konnte, sondern maximal 40 km/h, bei denen wir und das Auto wie ein Mixbecher durchgeschüttelt wurden, konnten wir nicht mal 20 km/h fahren. Das ist zwar schön zum Schauen, aber man kommt kaum voran. Dazwischen gibt es noch einige Bergpässe, bei denen man nur in Schrittgeschwindigkeit fahren kann, wobei das dazu gehört und auch Spaß macht, sich da durch zu kämpfen. Aber das Wellblech… Kurz vor dem Camp war dann noch so ein Stück Straße, bei dem wir nicht mehr wussten, ob es wirklich Straße ist… Man fuhr durch ein Flussbett zwischen Schilf und Bäumen hindurch und wären da nicht noch andere Reifenspuren gewesen, dann wären wir nicht weitergefahren.

Dafür wurden wir mit einem richtig schönen Campingplatz am Oranje belohnt. Wir brauchen immer ein bisschen, um den richtigen Platz zu finden. Gerade soll es sein (wegen Auto und Dachzelt), nah zu den Duschen und Toiletten (sofern vorhanden), vielleicht etwas schattig und mit schönem Blick. So ein Plätzchen hatten wir gefunden, gerade unseren mittäglichen Kaffee getrunken, als Tom auf die Toilette ging. Ich hörte nur, dass irgendwas rannte… dachte, oh nein, bitte keine Affen. Die hatten uns beim letzten Urlaub schon mal Brötchen geklaut, als wir unvorsichtiger- und unwissenderweise das Auto offen gelassen hatten.

Aber um die Ecke kam Tom, total entsetzt. Ihn hatte etwas gestochen. Er wusste nicht was und es tat sehr weh. Anscheinend gab es außen auf der Männertoilette ein Nest und eines der Tiere hat Tom in die Backe gestochen. Da wir nicht wussten, was es war –außer dass es flog-, haben wir erst mal desinfiziert und FenilHydrocort auf die Stichstelle (an dieser Stelle: Danke TC für den Tipp!). Es schwoll nicht zu sehr an. Zur Not hätten wir noch ein Anti-Allergikum dabei, aber das brauchten wir nicht. Trotzdem wieder ein Wink mit dem Zaunpfahl sich auch mit dem „Was wäre wenn“ zu beschäftigen. An den Orten, wo wir im Moment sind, haben wir in der Regel keinen Handyempfang und es sind auch nur wenige Menschen dort und schnell weg oder an Hilfe kommt man meist auch nicht. Also sollte man sich zumindest überlegen, was man im Fall der Fälle tun kann.

Tom hat heute nachgelesen: es handelte sich um eine large Paper Wesp. Diese Wespenart ist wohl aggressiv und sticht ohne ersichtlichen Grund.

Wir mussten also unseren schönen Platz wieder verlassen und suchten einen neuen in der Nähe eines anderen Ablution Blocks. Hier gab es zwar kaum Schatten, aber wir hatten ja unsere Markise.

Als wir den Schock überstanden und Tom sich etwas beruhigt hatte, tranken wir unseren Sundowner und bereiteten das Abendessen.

Besonders schön war es, als es dann dunkel wurde und überall Glühwürmchen herumschwirrten! Die hatte ich schon seit Kindertagen nicht mehr gesehen! Wenn sie über dem Wasser flogen, spiegelten die Würmchen sich und das war richtig schön zum Zuschauen.

Den ganzen nächsten Tag verbrachten wir am Campingplatz, saßen mit den Füßen im Wasser auf unseren Campingstühlen, fütterten Fische mit dem nicht mehr frischen Brotresten, beobachteten die Vögel und später auch die Paviane, die sich zum Glück nicht so nah an den Platz herantrauten, wanderten ein bisschen am Fluss entlang und kochten Bratkartoffeln mit Spiegelei und Lauch. Gutes Essen, das sich perfekt auf offenem Feuer zubereiten lässt. Danach rettete Tom noch eines der Glühwürmchen, das etwas zu nah an unser Feuer gekommen war und wir konnten es mal aus der Nähe betrachten. Cooles Tier! Blinkte wie ein kleiner Leuchtturm. Wie das geht?

Am nächsten Tag war Campwechsel angesagt. Wir hatten eine Hütte im einem der Wilderness-Camps in den Bergen gebucht. Es waren nur 40 km dorthin, aber wir brauchten fast 5,5 Stunden bis wir dort waren. Man kann sich vorstellen, wie die Straßenverhältnisse waren. Aber wir haben ja Zeit 🙂

Am Camp sollte eigentlich ein Ranger sein, der aber nicht auffindbar war, also zogen wir einfach in eine der 4 Hütten ein. Das Camp lag abgeschieden im Gebirge und wenn man selbst ganz ruhig war, war kein Ton zu hören. Regenwolken zogen auf und wir liefen noch ein paar Meter.

Eigentlich hatten wir noch eine Nacht im Gannakurieb Camp bleiben wollen, da wir aber –egal welche Strecke wir zurück zum Parkausgang fahren würden- mindestens 3-4 Stunden brauchen würden und im Anschluss noch knapp 200 km hätten fahren müssen, änderten wir den Plan und beschlossen am nächsten Morgen zurück nach Sendelingsdrift zu fahren und dort noch eine Nacht zu bleiben.

Der Weg war wahnsinnig schwierig zu fahren und ich war froh nicht fahren zu müssen. Es ging fast nur über sehr steinige Bergpässe und wir kamen im Schneckentempo voran. Dafür war die Aussicht oft traumhaft schön und die letzten 20 km waren dann wieder auf Schotterpiste und ab dann ging es deutlich besser. In Sendelingsdrift angekommen, bekamen wir tatsächlich kostenfrei eine Umbuchung in ein Häuschen. Nach der Fahrt waren wir sehr froh, dass wir nicht noch das Zelt aufbauen und alles groß auspacken mussten. Und es gab Fernsehen, so dass wir uns Champions League anschauen konnten! Fernsehen haben wir ganz selten, vermissen es auch nicht wirklich, aber gestern haben wir es richtig genossen. Weiter geht’s im Reiseblog unter Namibia

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