Reisen, Auszeit und mehr

Natürlich spricht einen jeder darauf an… Und man selbst muss sich natürlich auch frühzeitig mit dieser Frage beschäftigen: Wie mache ich das mit dem Job? Soll ich kündigen oder mit dem Arbeitgeber sprechen, um eine Lösung zu finden, so dass ich nach der Auszeit wieder weiterarbeiten kann und mir keine Gedanken machen muss, wie es danach weitergeht? Gibt es vielleicht schon eine Betriebsvereinbarung oder andere betriebliche Lösung, die es mir als Arbeitnehmer erlaubt, eine bestimmte Zeit „auszusteigen“? Was muss ich tun, wenn ich den Job aufgebe?
Da wir beide eine gut bezahlte und einigermaßen sichere (aber wer weiß das heute schon) Anstellung hatten, fiel uns in diesem Punkt die Entscheidung sehr schwer. Aber letztendlich hatten wir keine andere Wahl als zu kündigen.
Etwa 7 Monate vor der geplanten Auszeit habe ich (Jeanette) beim Personalleiter meines Arbeitgebers zum ersten Mal angefragt, ob es denn im Unternehmen eine Regelung für ein Sabatical gibt und wie ich hier vorgehen müsste. Gab es nicht. Man müsse schauen, ob mein Arbeitgeber bereit wäre, eine Lösung zu finden.
Diese könnte so aussehen, dass man einen Vertrag abschließt, bei dem ich für 6 Monate ein halbes Gehalt, und dann während meiner Abwesenheit ebenfalls ein halbes Gehalt bekommen hätte. Vorteil wäre gewesen, das Sozial-, Renten- und Krankenversicherung weitergelaufen wären. Der Arbeitgeber hätte dann aber dazu bereit sein müssen, die Abwesenheit zu überbrücken, z. B. mit einer Zeitarbeitskraft.
Da ich aber nicht wusste, ob ich die Auszeit wirklich nach 6 Monaten beenden würde, und dann doch hätte kündigen müssen, hätte dies Einfluss auf meinen Anspruch auf das Arbeitslosengeld gehabt. Dieses wird auf Basis des Brutto-Einkommens der letzten 12 berechnet. Bei der von unserem Personalleiter angesprochenen Lösung hätte sich entsprechend das monatliche Arbeitslosengeld reduziert.
Außerdem hätte ich es meinem Arbeitgeber gegenüber nicht wirklich als fair empfunden, wenn ich erst zugesagt hätte in 6 Monaten wiederzukommen, er die Zeit irgendwie überbrückt hätte und ich dann doch nach 4 Monaten festgestellt hätte, dass ich mich neu orientieren und doch kündigen möchte.
Da zudem für mich klar war, dass ich nach 6 Jahren im gleichen Job diese Aufgabe auch nach der Auszeit nicht würde fortführen wollen, habe ich mich, nach längerem Abwägen und Diskussionen zu Hause, entschlossen zu kündigen.
Ich bin mir des Risikos bewusst, vielleicht eine längere und wahrscheinlich nervige Stellensuche vor mir zu haben, wenn ich wieder zu Hause bin und auch der Gang zur Agentur für Arbeit wird mir nicht leicht fallen. Aber ich bin dennoch sehr froh, mich so entschieden zu haben. So bin ich frei bzgl. des Rückreisetermins, bin offener neuen, möglichen Aufgaben gegenüber und vielleicht kann ich ja etwas ganz anderes machen, wenn ich zurück bin. Das Leben ist ja bekanntlich wie eine Schachtel Pralinen 😉 – man weiß nie, was man kriegt…
All diese Punkte wiegen in meinem Fall mehr als die Sicherheit, die ich mit meiner Kündigung aufgegeben habe, aber das muss jeder für sich individuell entscheiden. Und ich kann mir vorstellen, dass viele diese Sichtweise nicht teilen.
Ich habe einen Monat früher als erforderlich die Kündigung eingereicht, um meinem Unternehmen möglichst viel Zeit für die Suche nach einer Nachbesetzung zu geben. Schließlich möchte ich einen fairen Abgang und man weiß ja nie… Falls es eine passende Aufgabe gäbe und sich mein jetzt-nicht-mehr-Arbeitgeber mich als passende Besetzung vorstellen könnte, würde ich mich auch auf diese Stelle bewerben.
Bei Tom lief es ähnlich ab. Sein Arbeitgeber hatte ihn angesprochen, ihn gerne halten zu wollen, hatte aber keine Lösung, so dass auch er einen Schlussstrich zog und nach seiner Heimkehr eine neue Arbeitsstelle suchen wird. Auch er hat sich viele Gedanken gemacht. Mit 50 fällt einem eine Entscheidung den Job zu kündigen nicht mehr unbedingt so leicht wie in jüngeren Jahren. Aber auch er ist sich sicher, das Richtige zu tun.
An dieser Stelle möchte ich aus eigener Erfahrung noch folgenden Tipp geben: rechtzeitig den Arbeitsvertrag hinsichtlich der Kündigungsfristen prüfen! In unserem Unternehmen gab es einen Tarifvertrag. Die Kündigungsfristen wichen in meinem Fall von der arbeitsvertraglichen Regelung ab. Tarifrechtlich war die Kündigungsfrist einen Monat kürzer und da der Tarifvertrag mehr Gewicht hat, traf diese auf meinen Arbeitsvertrag zu. Zur Sicherheit kann man, wenn es im Unternehmen ein Betriebsrat gibt, diesen hierzu auch konsultieren.
Checkliste:
Wir hatten mehrere Telefonate mit der Hotline der Bundesagentur für Arbeit und die Beratung war besser als erwartet. Vieles geht online, z. B. wird der Antrag auf Arbeitslosengeld über die Website gestellt und man kann sich hier auch ortsabwesend melden. Persönlich habe ich mich allerdings sicherer gefühlt mit den freundlichen Mitarbeitern der Hotline zu sprechen und mich rückzuversichern, alles richtig gemacht zu haben.